Text: Rainer Krauß; Bild: Hochschule Hof
Der Innovationstreiber für eine nachhaltige Region
Wie Hochschulen für angewandte Wissenschaften ihre Region voranbringen können, zeigt sich an der Hochschule Hof. In Hochfranken und damit abseits der Metropolen gelegen, ist die nach wie vor sehr familiäre Bildungseinrichtung gut 25 Jahre nach ihrer Gründung einer der wichtigsten Innovationstreiber Hochfrankens. Sie verzeichnet mit 3.800 nicht nur eine Rekordzahl an Studierenden, sondern arbeitet gleichzeitig an so vielen Forschungsprojekten wie noch nie in ihrer Geschichte. Nicht wenige der derzeitigen Projekte und Entwicklungen sind direkt oder indirekt mit dem Hofer Land oder dem Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge verwoben: Viele Ergebnisse der Forschungsarbeit werden bereits heute in Unternehmen vor Ort umgesetzt oder stehen absehbar vor ihrer praktischen Anwendung. Da dies besonders auf dem Feld ökologisch-nachhaltiger Entwicklungen geschieht, trifft die Hochschule den Nerv der jungen Generation und präsentiert Interessierten außerdem ein bemerkenswert zeitgemäßes Studienangebot.
„Als eher kleine Einrichtung sind wir schnell und wendig. Im Vergleich zu vielen anderen können wir maximal flexibel auf sich verändernde Anforderungen reagieren. Notwendig dafür ist es natürlich, nicht im akademischen Elfenbeinturm zu sitzen, sondern ständig den Austausch mit regionalen und überregionalen Stakeholdern zu suchen. So gelingt es uns, das notwendige Wechselspiel zwischen Forschung und Lehre immer wieder durch wertvollen Input von außen zu befördern.“
– Prof. Dr.-Ing. Valentin Plenk, Vizepräsident
Moderne Mobilität
Mobilität ist eines der großen Zukunftsthemen! In Hochfranken, wo viele auf das Auto angewiesen sind, arbeitet man an neuen Weichenstellungen für die Zukunft: Die Hochschule Hof analysierte im Forschungsprojekt „MobiDig“ mit Partnern aus Wissenschaft und Verwaltung die Mobilitätsangebote der Modellregion Hochfranken. Das Resultat sind Prognosen zu künftigen Verkehrsströmen und daraus folgend Vorschläge für die bestmögliche Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrsangebote – vom Linienbus bis hin zum Carsharing. Auf Basis dieser Ergebnisse soll die Bevölkerung mittelfristig unabhängiger werden und auch jenseits des Individualverkehrs mehr Bewegungsfreiheit gewinnen. In Selb ist außerdem der zukunftsträchtige Studiengang „Design und Mobilität“ gestartet.
Hofer Landbus und autonomes Fahren
Eine konkrete Maßnahme ist der Ausbau bedarfsgesteuerter Mobilität in Form des bereits fahrenden Hofer LandBus. Die Hochschule Hof ist außerdem Forschungspartner bei anderen praktischen Umsetzungen, zum Beispiel bei der „Shuttle-Modellregion Oberfranken SMO“. Diese entwickelt im Rahmen von Projekten die in Kronach, Rehau und Hof autonom fahrenden Busse weiter. Die Kleinbusse ohne Fahrer sorgen immer wieder für viel Neugier bei Passantinnen und Passanten. Mit ihrem selbstlernenden System werden die Busse mit jedem Tag ihres Einsatzes besser und sollen in Zukunft zu einem leistungsfähigen Transportsystem beitragen. Ein weiteres Projekt der Hochschule Hof nimmt das Nutzerverhalten von Autofahrerinnen und Autofahrern unter die Lupe. Zum Teil für regionale Wirtschaftspartner wurden Fahrtests mit autonomen Einparkassistenten in modernen Fahrzeugen durchgeführt. Mit Videoaufzeichnungen sowie quantitativen und qualitativen Befragungen wurden umfangreiche Daten erhoben und ausgewertet. Diese Untersuchung des Instituts für Informationssysteme (iisys) soll die Fahrsicherheit und die Bedienfreundlichkeit zukünftiger Steuerungssysteme verbessern helfen.
Regionaler Wasserstoff aus Biomasse
Innovationen für die Energiewende entstehen am Institut für Wasser- und Energiemanagement der Hochschule Hof (iwe): Mit Forschungspartnern wurde ein neuartiges Verfahren entwickelt, um aus Biomasse hochwertigen Wasserstoff herzustellen. In der Folge der Entwicklung kam es bereits zu einer Unternehmensgründung, die laut Geschäftsführer Dr. Andy Gradel auf reges Interesse seitens der Wirtschaft stößt. Neben dem Vertrieb schlüsselfertiger Anlagen zur Dampfreformierung von Biogas möchte das junge Unternehmen BtX energy GmbH für die Region Hof ein Gesamtkonzept zur regionalen Erzeugung und Nutzung von grünem Wasserstoff erstellen – ein wegweisendes Unterfangen.
Umweltfreundliche Kunststoffprodukte aus Bioabfällen
Gibt es im Supermarkt bald Verpackungen aus Bioabfällen lokaler Herkunft? Auch das ist möglich! Am Institut für angewandte
Biopolymerforschung der Hochschule Hof (ibp) untersucht eine Gruppe von Nachwuchsforscherinnen und -forschern den Einfluss natürlicher Strahlung auf die Eigenschaften und die Struktur von Biokunststoffen. Damit könnten die Stoffe in Zukunft für eine nachhaltige Produktwirtschaft interessant werden. Unter anderem sollen dabei Bioabfälle aus der Lebensmittelindustrie und Forstwirtschaft in die Biokunststoffmischungen eingesetzt und so einer natürlichen Wiederverwendung zugeführt werden.
Abbaubare Folien für die Landwirtschaft
Eine Machbarkeitsstudie am Institut für angewandte Biopolymerforschung der Hochschule Hof (ibp) soll die Grundlage für biologisch abbaubare Folien in der Landwirtschaft legen. Sogenannte Silagefolien werden bislang konventionell produziert und basieren in der Regel auf Erdöl. Im Boden hinterlassen sie nachweisbares Mikroplastik, außerdem sind die gängigen Folien reine Einwegartikel. Ziel der Forscherinnen und Forscher ist es, dass die Folien zukünftig zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. So soll ein Produkt entstehen, das kompostierbar oder recycelbar ist und damit perfekt in den landwirtschaftlichen Produktionskreislauf integriert werden kann.
Innovative Textilproduktion
Auch die traditionelle Industrie Hochfrankens profitiert von den Aktivitäten der Hochschule Hof. Am Institut für Materialwissenschaften (ifm) am Campus Münchberg läuft das EFRE-Projekt (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) „Textilindustrie 4.0“. Dieses Projekt beschäftigt sich mit dem Technologietransfer vor allem an kleine und mittelständische Unternehmen der Region. Vermittelt werden modernste und nachhaltige Verfahren zur Textilproduktion. Beteiligen können sich alle Unternehmen der regionalen Textilbranche, die nicht mehr als 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben und deren Umsatz 50 Millionen Euro nicht übersteigt.
KARRIEREZIEL 2022