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Kreativ für Hochfranken – die Künstlerkolonie

Kreativ für Hochfranken – die Künstlerkolonie

KÜKO – Die Künstlerkolonie Fichtelgebirge e.V.

Text: Sabine Schaller-John; Bild: Jörg Gulden, Matthias Suess & Florian Miedl

Die KÜKO – die Künstlerkolonie Fichtelgebirge e.V. – folgt bei Weitem nicht dem Klischee vom Zusammenschluss von vergeistigten, unnahbaren Künstlerinnen und Künstlern, die in einer abgeschiedenen Kolonie auf dem Land ihre kreativen Ideen entwickeln und umsetzen. Ganz im Gegenteil: Als Netzwerk Kreativunternehmen Fichtelgebirge agieren ihre Mitglieder digital und analog in aller Öffentlichkeit, um zu zeigen, welches kreative Potenzial es auf dem Land gibt. Und sie suchen bewusst den Kontakt zu Unternehmen, Städten und Universitäten, um gemeinsame Projekte zu stemmen. Einiges hat die KÜKO schon bewegt.

„Alles hat 2011 mit einer Facebook Gruppe angefangen“, erinnert sich Sabine Gollner, Gründerin und Vorsitzende der KÜKO. Damals war sie nach 18 Jahren in England mit ihrem Lebensgefährten und zwei kleinen Kindern wieder nach Deutschland zurückgekehrt und hatte sich als Wohnort Bad Berneck ausgesucht. Beide arbeiteten freiberuflich in der sogenannten Kreativwirtschaft und waren es aus ihrer Zeit in Großbritannien gewohnt, im Netzwerk zu arbeiten. „Ein solches Netzwerk von Kreativschaffenden gab es hier aber nicht – weder analog noch digital“, erzählt sie. Das wollten sie und ihr Lebensgefährte schnell ändern, denn sie kannten die Vorteile für die Mitglieder – gerade dann, wenn sie auf dem Land leben und arbeiten. „Es ist ja schon so, dass sich in einem städtischen Umfeld viel schneller solche Netzwerke bilden, dann aber eher in persönlichen Treffen und direktem Austausch, weil es auch Räume dafür gibt.“ Also starteten sie über Facebook einen Aufruf und legten den Grundstein für das, was heute als Verein und Netzwerk KÜKO agiert. „70 aktive Mitglieder, rund 120 insgesamt, einige erfolgreiche, sogar preisgekrönte Projekte und Vorbildcharakter für andere, ähnlich gelagerte Initiativen“, das ist die Bilanz, die Gollner zum 10-jährigen Bestehen der KÜKO zieht.

Das Konzept der KÜKO ist einfach: Sie ist eine Künstlerkolonie 2.0 – eine virtuelle Kommunikationsplattform, die es Kreativen aus der gesamten Fichtelgebirgsregion erlaubt, miteinander kreative Prozesse zu starten und die der Überzeugung folgt, dass Kreativität und Innovation keine Privilegien städtischer Lebensräume sind. Die FacebookGruppe dient mittlerweile schwerpunktmäßig als Plattform zum internen Austausch. In der virtuellen Öffentlichkeit zeigt sich die KÜKO über ihre Homepage kueko-fichtelgebirge.de. Dort wird der Verein vorgestellt und alle Mitglieder präsentieren sich mit ihren kreativen Dienstleistungen und Firmen. Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen bildende Kunst, Film, Design, Wort, Musik, Architektur und viele andere gehören zum Netzwerk. Mit diesem Ansatz ist die KÜKO bundesweit bekannter als in der Region. „In Mecklenburg-Vorpommern gelten wir als Vorbild, in Sachsen, das führend in der Förderung der Kreativwirtschaft ist, werden wir gefeiert“, sagt Gollner.

Doch nur Vorbild für ein digitales Netzwerk sein, will die KÜKO nicht und ist es auch nicht. Sie hat auch eine Vision für die Region. Die beschreibt Sabine Gollner so:

Wir sind überzeugt, dass unsere Mitglieder und alle, die uns fördern, echten positiven Wandel durch wirtschaftlich-kulturelle Aktivitäten bewirken können

Sabine Gollner

Heißt im Klartext: Das Netzwerk will einen aktiven Beitrag zur Stärkung der Region leisten – ganz analog durch aktive Einbindung in Projekte und Initiativen. „Das Netzwerk soll für die Region da sein. Dazu gehört für uns, dass Kreative schon in die Ideenfindung und Konzeption von Projekten eingebunden werden. Der Einfluss von außen ist wichtig und wertvoll, denn Kreative gehen anders an Fragestellungen heran und entwickeln oft Ideen für ungewöhnliche Lösungen“, sagt Gollner. Das eröffnet oft Chancen und Innovationen für wirtschaftlich bedeutende Bereiche, wie beispielsweise den Tourismus oder das Leerstandsmanagement. Das erste größere Projekt, in das sich die KÜKO als Ideengeber und Netzwerk einbrachte, war die Entwicklung der Stadterkundungs-App „QR-Tour Bad Berneck und Goldkronach“, die 2011/2012 an den Start ging.


Ein anderes Beispiel ist die erfolgreiche, ebenfalls ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen Behörden, Kreativunternehmen und Wirtschaft, die in Bad Berneck einen Leerstand beseitigte und einen Coworking-Space entstehen ließ – Arbeitsräume und Arbeitsplätze, die sich flexibel, kurzzeitig und projektbezogen buchen lassen.


Bei der Entwicklung der Plattform „Vereinsfinder Fichtelgebirge“ hat die KÜKO ihre Finger als Projektpartner im Spiel. Projektträger ist die Universität Bayreuth. Vorbild zur Gestaltung der Plattform war die KÜKO-Homepage, da dort Anbieter und Anbieterinnen (Kreative) und Interessierte (mögliche Auftraggeberinnen und Auftraggeber) schnell und unkompliziert zusammenfinden können. Analog können das auf der VereinsfinderHomepage nun Vereine und mögliche Mitglieder.


Die Liste der Projekte ließe sich noch fortsetzen. Etwas, das in die Zukunft und in die weitere Region wirken soll und wird, ist das Projekt „Souvenir“. Ausgehend von der Erkenntnis, dass Souvenirs aus der Region oft gar nicht hier produziert werden, startete die KÜKO 2019 einen öffentlichen Wettbewerb und lud regionale Kreativunternehmen ein, neue touristische Souvenirs für die Region Fichtelgebirge zu entwickeln. „Denn es macht doch keinen Sinn, dass zum Beispiel chinesische Touristen Souvenirs aus dem Fichtelgebirge mit in ihre Heimat nehmen, die dort gefertigt worden sind“, sagt Gollner. Über 50 regionale Künstlerinnen und Künstler, Produzentinnen und Produzenten verkauften ihre originellen Waren in einem Pop-up-Store, für den eine leerstehende Einzelhandelsfläche in der Ortsmitte von Bad Berneck reaktiviert wurde. Einer der Verkaufshits: „Der Augenblick“, gestaltet von Nepomuk Neidigk. Weitere 30 Kreative boten Workshops, Live-Musik und Vorführungen an. „Aus ursprünglich geplanten fünf Wochen wurden erfolgreiche fünf Monate, bis uns Corona einholte“, erzählt Gollner. Über 3.000 Besucherinnen und Besucher kamen zum Shoppen und Erleben. Im Laufe des Jahres 2022 soll etwas Vergleichbares im Hofer Land durchgeführt werden, mit einem Popup-Store in Hof.

Auf längere Sicht soll diese positive Erfahrung eine Art Blaupause für ein stärker kommerzialisiertes Konzept werden. „Wir denken an eine Art Franchisemodell. Dazu müssen wir uns aber noch mit betriebswirtschaftlichen Fragen beschäftigen, die nicht gerade unsere Stärke sind“, gibt Gollner zu. Deswegen ist sie in Gesprächen mit der Universität Bayreuth. Eine grundsätzliche Aufgabe sei auch, die Kreativschaffenden für wirtschaftliche Fragestellungen stärker zu motivieren. „Ich will sie da aus ihrer Komfortzone rausholen“, sagt Gollner.


Die Frage der Finanzierung von Projekten ist eine, die die KÜKO ständig umtreibt. Als bislang rein ehrenamtlich tätiger Verein ist sie bei allem auf finanzkräftige Unterstützung aus Wirtschaft und Politik angewiesen. Auch die Arbeit des im Juli 2021 neu gewählten Vorstandes will Gollner zukünftig vergütet wissen. Darauf arbeitet sie derzeit hin.


Freuen würde sie sich über weiteren Zulauf zur KÜKO. „Wir brauchen neue frische Köpfe, auch junge Leute.“ Eine Möglichkeit sei, während eines Pflichtpraktikums einige Monate mitzuarbeiten. Einsatzmöglichkeiten gibt es viele – für Kreative, für Betriebswirtschaftlerinnen und Betriebswirtschaftler oder junge Menschen, die im Bereich Promotion tätig werden wollen. „Zahlen können wir keine Vergütung, aber alle Praktikantinnen und Praktikanten, die wir bislang hatten, haben in irgendeiner Form einen Vorteil daraus gezogen.“ Das bleibt ihnen und das gute Gefühl, etwas Positives für ihre Region getan zu haben.

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