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Der Herzschlag der Genussregion Oberfranken – Der Stratege

Der Herzschlag der Genussregion Oberfranken – Der Stratege

Text: Sabine Schaller-John, Bild: Christian Herpich

Die Initiative „Genussregion Oberfranken“ lebt und pulsiert, hat sich zum Vorzeigeprojekt gemausert. Viele Akteure und Akteurinnen tummeln sich – Bäcker, Metzger, Brauerinnen, Gastronominnen, Produzenten, Vermarkter, Genussbotschafterinnen, Politiker aus Kommunen und Landkreisen, auch Wissenschaftlerinnen. Sie alle haben ein gemeinsames Ziel: Imagepflege und Förderung der Qualität, Kultur und Vielfalt regionaler Spezialitäten in Oberfranken. Was so einfach klingt, erlangt viel Engagement. KARRIEREZIEL hat mit drei Akteuren gesprochen.

Der STRATEGE

Christian Herpich

Mit Gemeinsamkeit, Verbundenheit und Geschlossenheit entwickeln wir die Genussregion Oberfranken weiter und sichern dem Handwerk die Zukunft.“ – Christian Herpich, Metzgermeister und Vizepräsident der Handwerkskammer für Oberfranken.

Christian Herpich, Metzgermeister und Vizepräsident der Handwerkskammer für Oberfranken

Christian Herpich verschließt die Augen vor der Realität nicht. Herpich ist Metzgermeister in Hof und führt zusammen mit seinem Bruder Stephan und seiner Frau Alexandra in vierter Generation den 1905 gegründeten Familienbetrieb. Das Handwerk und die Region liegen ihm sehr am Herzen. Deshalb will er etwas gegen den Rückgang der Betriebe im Lebensmittelhandwerk tun. „Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken“, sagt er. Er war viele Jahre Kreishandwerksmeister für Hochfranken, seit Juni 2021 ist er Vizepräsident der Handwerkskammer für Oberfranken. Christian Herpich kennt die Situation in den Branchen also bestens und nutzt seine Funktion, um sie zu verbessern. Eine seiner Kernbotschaften lautet: „Wir müssen das Image verbessern, das Handwerk wieder attraktiver machen.“ Das Metzger-, Bäcker- und Brauerei-Handwerk bietet tolle und kreative Berufe, findet er.

Das werde oft verkannt. Gerade in Hochfranken als Teil der Genussregion Oberfranken gibt es Chancen. Der Verein und das Engagement der Genussregion Oberfranken, die er als Gründungsmitglied im Jahr 2007 mit aus der Taufe gehoben hat, sind für ihn deshalb eine gute Sache. Nirgendwo gibt es noch so viele Bäckereien, Metzgereien und Brauereien wie hier. „Über die Genussregion Oberfranken schaffen wir es, die Geschichte des regionalen Lebensmittelhandwerks und ihren Mehrwert zu transportieren“, sagt Herpich. Regionalität sei doch sehr im Trend: „Das Regionale ist das neue Bio“, ist er überzeugt, weil für Konsumentinnen und Konsumenten die regionale Herkunft immer bedeutender werde. „Wir haben hier etwas ganz Besonderes, das wir hegen und pflegen müssen.“ Dazu gehören für ihn höchste Produktqualität, gute Preise bei trotzdem ordentlicher Kalkulation für die Handwerksbetriebe.

Wie das auch in Zukunft gehen kann, war Thema beim 1. Oberfränkischen Lebensmittelgipfel, den die Handwerkskammer für Oberfranken in enger Kooperation mit der Genussregion Oberfranken ausgerichtet hat. Für Herpich ist klar: Es geht nur in enger Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Handwerk und Gastronomie. „Nur so können wir gemeinsam etwas bewirken, unsere Stärken und unsere Attraktivität deutlich machen.“ Eine Idee ist das sogenannte Genusshaus, das gebündelt regionale Spezialitäten anbietet. „Der dauerhafte Erfolg eines solchen Konzeptes steht und fällt jedoch mit dem Betreiber bzw. der Betreiberin“, sagt Herpich. Erfolgversprechender sei es, punktuell an verschiedenen Orten gegenseitig füreinander zu werben. „Gemeinsamkeit, Verbundenheit und Geschlossenheit sind unsere Erfolgsfaktoren der Zukunft.“

Auszubildende für das Lebensmittelhandwerk zu begeistern, das hat sich Herpich auf die Fahnen geschrieben. Für ihn ist wichtig, dass sich die Berufsbilder an Schulen und auf Ausbildungsmessen präsentieren als „Handwerk zum Anfassen“ und auf Augenhöhe. Auszubildende sollen erklären, was sie an ihrem Lehrberuf schätzen, wie die Ausbildung abläuft, dass Handwerksberufe modern und hochinteressant sind. Für Herpich ist auch klar, dass die Rahmenbedingungen für die Ausbildung überdacht werden müssen. „Der wohnortnahe Berufsschulstandort ist wichtig“, sagt er beispielsweise. Derzeit ist Kulmbach der Berufsschulstandort – auch für Auszubildende aus Hochfranken, die dann bei Blockunterricht aufgrund der Entfernung dort übernachten müssen. Es gibt Unterkünfte, doch müssen auch die Eltern mitspielen. „Unsere Auszubildenden sind oft noch minderjährig. Da spielt die Sicht der Eltern schon eine wichtige Rolle.“ Mit wohnortnahen Schulstandorten könnte hier eine wichtige Hürde genommen werden. Auch die Berufsbildungs- und Technologiezentren (BTZ) müssen aus Herpichs Sicht modernisiert werden. Diese Einrichtungen zur sogenannten überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung, die parallel zur Ausbildung in den Betrieben stattfindet, spiegeln oft noch nicht das moderne Handwerk wider. Im BTZ Hof ist das bereits in Angriff genommen. Für rund 17 Millionen Euro wird es bis Ende des Jahres 2022 modernisiert. Ein Mosaikstein mehr, um die betriebliche Ausbildung zeitgemäß zu ergänzen.

„Das stärkt auch die Attraktivität unserer vorrangig kleinen Ausbildungsbetriebe“, sagt Herpich. Die kleinen Betriebe haben aus seiner Sicht einen großen Vorteil für Auszubildende: „Es herrscht noch eine familiäre Atmosphäre und viel persönlicher Kontakt.“ Das garantiere eine intensive und individuelle Betreuung. Und nicht zuletzt sei es mittlerweile schon zum Erfolgsmodell geworden, bereits Kindergartenkinder für das Handwerk zu begeistern. „Viele Betriebe machen selbst für die ganz Kleinen schon Betriebsführungen. Allerdings nicht im Sinne von Nachwuchsgewinnung, sondern um ihnen zu zeigen, wie Lebensmittel entstehen.“ Dass verantwortungsvoll und sorgfältig produzierte Lebensmittel etwas ganz Besonderes und Wertiges sind, können Kinder nicht früh genug erfahren. Eine Voraussetzung dafür, diese Lebensmittel bewusst zu genießen.

2022

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