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Die „Alte Filz“

Die „Alte Filz“

Text: Sabine Schaller-John; Bild: Johannes Grimm, Manuel Hoffmann, Fanziska Kaiser, Florian Kreuzer

Mit Herzblut bei der Sache und immer aufgeschlossen für Neues: Das ist der Verein Kulturzentrum Hof – Alte Filzfabrik e.V. Seit 2014 setzt er sich für die Förderung der Jugend- und Subkultur in der Stadt Hof und der näheren Umgebung ein. Die Mitglieder schaffen den Spagat zwischen kreativer Nonchalance und spröder Vereinsarbeit.

Bunt, offen, unkompliziert – so gehen sie an alles heran. „Wir machen nichts, weil wir es müssen, sondern weil wir Bock darauf haben, weil es uns Spaß macht“, sagt Franziska. Und das ehrenamtlich, versteht sich. Das tun sie gerne für ihre „Alte Filz“, wie sie ihr Domizil in der ehemaligen Filzfabrik am Ufer der Saale in Hof liebevoll nennen. Überhaupt stecken sie sehr viel Herzblut und Zeit in die Arbeit für das Kulturzentrum. „Wir arbeiten nach dem Do-it-yourself-Prinzip“, sagt Franziska. Dabei gehen sie alle Projekte pragmatisch, unaufgeregt, aber nicht planlos an. „Wir denken viel nach, besprechen uns, treffen gemeinsam eine Entscheidung, und dann organisieren wir alles Schritt für Schritt“, beschreibt sie die übliche Vorgehensweise. Am Anfang steht oft nur die Idee eines Mitglieds, das dann im weiteren Verlauf der Umsetzung die Federführung übernimmt. Kleinere und größere Projekte werden so umgesetzt – vom erstmals aufgelegten Kalender für 2022 bis hin zur Miniramp aus Holz für Skateboards, die 2021 über Crowdfunding finanziert, mit Fachleuten konzipiert und mit viel Eigeninitiative der Mitglieder gebaut wurde. „Das macht uns aus“, sagt Franziska. Gelungene Projekte sind der Erfolg, weniger erfolgreiche der Misserfolg aller. Doch zu Misserfolgen kam es bisher kaum, weil auf Unwägbarkeiten oder Problemen schnell reagiert wird.

Die Alte Filz

Angefangen hat Ende 2014 alles mit dem Auftrag der Stadt, Proberäume für Bands aus Hof und Umgebung zu finden und bereitzustellen. So gründete sich der Verein. Auf dem Gelände der Alten Filzfabrik, von dem das Kulturzentrum eine rund 600 Quadratmeter große Wellblech-Halle und eine Außenfläche bespielt, ist der Verein seit 2018 sichtbar aktiv. In der Halle sind nicht nur Proberäume in drei ausgedienten Schiffscontainern entstanden, sondern auch ein Barcontainer und ein Konzertcontainer. Und es etabliert sich zunehmend eine bunte Mischung aus Konzerten und Events, aus deren Erlösen zum Teil die laufenden Kosten und das bezahlt wird, was für die Projekte benötigt wird. „Die Stadt Hof greift uns sehr unter die Arme. Sie zahlt seit 2021 die komplette Kaltmiete. Das ist in schwierigen Zeiten wie diesen eine große Erleichterung für uns“, sagt Franziska. Die Oberfrankenstiftung und der Verein ProHof haben die Anschaffung der bisherigen Container unterstützt, die Unternehmen Blackriver und Gut Holzfeld aus Schwarzenbach an der Saale haben das Projekt Miniramp intensiv begleitet wie auch die VR Bank Bayreuth-Hof.

So ist Stück für Stück ein kultiger Ort entstanden, der zwischen Mai und Oktober vor allem die Klein- und Alternativkunst stärken und jungen Leuten einen attraktiven Anlaufpunkt geben will. „Es ist doch toll, wenn wir mit unserem Angebot dazu beitragen, dass jungen Leuten etwas Interessantes geboten wird“, sagt Franziska. Elektro-Partys, Konzerte, Lesungen – alles ist möglich. Es gibt eine Zusammenarbeit mit einem DJ-Kollektiv, Bands melden sich von selbst oder werden über Kontakte der Mitglieder gewonnen, Nachwuchsbands bekommen nicht nur die Möglichkeit zu proben, sondern auch als Vorband aufzutreten. Die Veranstaltungen werden mit dem ehrenamtlichen Engagement der Vereinsmitglieder gestemmt. „Das klappt immer gut“, sagt Franziska. Und wer die Alte Filzfabrik als Location für Geburtstage, Hochzeiten oder für ein Teambuilding buchen möchte, kann das ebenfalls tun.

Corona hat viele Aktivitäten bei der Alten Filzfabrik ausgebremst. Aktiv war der Verein trotzdem. Die Miniramp als neues Angebot ist ein sichtbarer Beweis. Und noch eine neue Idee hat der Verein während der Corona-Pause mit auf den Weg gebracht: die Onlineplattform hof-kunst-kultur.de, die die Vielfalt und die gesellschaftliche Rolle der Hofer Kunst- und Kulturlandschaft abbildet. Auf der Seite werden Kunst- und Kulturschaffende in Kurzporträts, Fotos und Texten vorgestellt, die Einblick in ihr Schaffen, ihr Leben und ihre Auffassung von Kunst und Kultur gewähren. Gleichzeitig hat die Seite den Anspruch, die Frage zu beantworten, welchen Beitrag Kunst und Kultur für demokratische Gesellschaften leisten. „Wir wollen Hoch-und Subkultur verbinden, denn es kommen Vertreterinnen und Vertreter aller Genres zu Wort“, erklärt Franziska.

Die Angebote des Vereins entwickeln sich immer weiter. „Natürlich baut sich nicht alles mit einem Fingerschnippen auf, und fertig wird man auch nie“, sagt Franziska. Aber sie und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter gehen ihren Weg beharrlich und gutgelaunt weiter. Und wenn irgendwann nicht nur aus drei, sondern aus sechs Probencontainern Musik ertönt, ist ein langfristiges Ziel erreicht. Bis dahin werden sie bereits angefangene Projekte fortsetzen und neue starten. „Natürlich gibt es Tage, an denen man keine Lust hat, aber die sind selten.“ Und auch der spröden Vereinsarbeit mit ihren vielfältigen formalen Anforderungen gewinnen die Vereinsprotagonisten etwas Positives ab: „Sicher kostet sie Zeit und Energie. Aber man lernt auch viel Neues.“ Und davor scheut sich das Kulturzentrum nie.

[2022]

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