Text: Sabine Schaller-John, Fotografie: Liros GmbH
Der Berger Seilspezialist LIROS ist viel mehr als eine klassische Seilerei. Er versteht sich als Partner für individuelle Seillösungen. Wer fest mit am Unternehmensstrang zieht, kann die Erfolgs(strick)leiter weit nach oben klettern, wie das Beispiel von Frank Gottesmann zeigt.
„Sei tüchtig, mein Bub!“: Die Mahnung seines Opas hat Frank Gottesmann (41) immer beherzigt. Sie hat ihn dahin gebracht, wo er heute beruflich steht: Product Manager Flightsport bei der LIROS GmbH, einem der bedeutendsten und weltweit größten Hersteller von technischen Faserseilen. „Unsere Kompetenz sind individuelle Seillösungen“, erklärt Gottesmann – und das ohne Limit, gemäß dem Unternehmensslogan „Unlimited Rope Solutions“. Den Hauptumsatz erzielt LIROS in den Bereichen Yachting, Automotive und eben Flightsport, für den Gottesmann verantwortlich ist.
Sein Beruf führt ihn alle zwei Jahre nach Asien. Mit Bildern aus Hongkong, die gut gekleidete und geschäftige Büroleute zeigten, verband er früher den Traum für sein eigenes Berufsleben. Doch strebte der gelernte Industriekaufmann, der vor 24 Jahren mit Beginn der Ausbildung seine Karriere bei LIROS startete, nie das große internationale Parkett an. „Es gab für mich nie eine richtige Notwendigkeit, woanders hinzugehen“, sagt er, der im Lichtenberger Ortsteil Blechschmidtenhammer aufwuchs und jetzt mit Frau, Sohn und Tochter direkt in Lichtenberg wohnt. „LIROS hat es immer gut mit mir gemeint“, sagt Gottesmann und meint damit das große Vertrauen, das das Unternehmen ihm entgegengebracht hat. Opas Rat und das Vertrauen des LIROS-Teams spornten ihn an, alle Aufgaben, die ihm übertragen wurden, so gut zu erledigen, dass sein Verantwortungsbereich immer größer wurde. Er zählt einige Kollegen auf, die seit ihrer Ausbildung bei LIROS Karriere gemacht haben.
Wer den Beruf des Seilers lernt, kann sich bis zum Seilermeister weiterbilden und größere Verantwortung übernehmen. Allerdings sind solche Stellen bei LIROS bei einer Gesamtbelegschaft von rund 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern natürlich rar. Doch wer eine Ausbildung anfängt und sich engagiert, hat gute Chancen, übernommen zu werden. „LIROS bildet nicht über den eigenen Bedarf aus“, sagt Gottesmann. Ausbildungsplätze zum Seiler und Maschinen- und Anlagenführer Textiltechnik bietet LIROS jährlich an. Ausbildungsplätze für Industriekaufleute werden dann angeboten, wenn Bedarf absehbar ist. „Das wird voraussichtlich 2022 der Fall sein“, prognostiziert Gottesmann. Er muss es wissen, denn er ist der Ausbilder.
Als Product Manager fungiert er an der Schnittstelle zwischen Kunde und Produktion. Er gibt nicht nur das Feedback der Kunden zu einem bestimmten Produkt weiter, sondern ist aktiv daran beteiligt, Komponenten zu verbessern, weiter- oder neu zu entwickeln. Wie in allen Bereichen bei LIROS ist es auch in der Sparte Flightsport so, dass gemeinsam mit den Kunden die für sie beste Lösung gesucht wird. Dafür ist LIROS bekannt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Interessenten das Unternehmen ansprechen. „Das war eigentlich immer so“, ist die Erfahrung von Gottesmann. Eine komfortable Situation, auf der LIROS sich aber nicht ausruht. Sonst wäre aus den ersten Gehversuchen mit Polyesterseilen nicht ein so vielfältiges Sortiment entstanden.
LIROS GmbH
- Gegründet 1854 in Lichtenberg von der Familie Rosenberger („LIROS“)
- In 5. Generation geführt von Sven Rosenberger und Karl Friedrich Rosenberger
- Seit 2011 Unternehmenssitz in Berg/Oberfranken
- Produktionsstandorte (Gesamtfläche mehr als 20.000 Quadratmeter): Berg (Produktion von geflochtenen Seilen), Lichtenberg (Zwirnerei, Produktion von geschlagenen Seilen), Gerabronn, Tochtergesellschaft W. Harant GmbH (Produktion von Gleitschirm- und Kiteleinen)
- Umsatz 2019: 20 Millionen Euro
- Mitarbeiter: rund 170 in Berg und Lichtenberg, rund 20 bei W. Harant GmbH
- Ausbildungsberufe: Seiler (m/w/d), Maschinen- und Anlagenführer Textiltechnik (m/w/d), Industriekaufmann (m/w/d)
Bei LIROS können Schulabgänger den Beruf des Seilers erlernen.
1972 zur Sommerolympiade war es, als LIROS zum ersten Mal für die Segelwettbewerbe Tauwerk aus Kunstfaser liefern durfte und in der Folge technische, hauptsächlich geflochtene Faserseile immer mehr zu seinem Produktionsschwerpunkt machte. Irgendwann ließen sich die Produktionsanlagen am damaligen Unternehmenssitz in Lichtenberg nicht mehr erweitern und der Produktionsprozess war nicht mehr optimal – insbesondere für die Herstellung geflochtener Seile. So fiel die Entscheidung für den Umzug nach Berg mit neuen, auf Effizienz ausgelegten Produktionshallen in einem Gewerbegebiet. Dort werden seit 2011 die Flechtseile gefertigt.
„LIROS hat es immer gut mit mir gemeint“
Lichtenberg blieb als Zweigwerk für die Produktion von geschlagenen (gedrehten) Seilen erhalten. Anfang der 2000er Jahre nahm Sven Rosenberger, der das Unternehmen seit 1994 in fünfter Generation gemeinsam mit seinem Cousin Karl Friedrich Rosenberger führt, Gleitschirm- und Kiteleinen ins Visier. Diese werden damals wie heute beim Tochterunternehmen W. Harant GmbH im baden-württembergi-schen Gerabronn produziert.
Für Frank Gottesmann hatte diese Sortimentserweiterung einen ersten Karrieresprung zur Folge. „Kümmere Dich mal um den Bereich“, lautete die Aufgabenstellung. Das hat er gemacht und sich auch mit Parametern beschäftigt, die für die Qualität und Verwendung von Seilen wichtig sind, wie Garnfestigkeit, Bruch-last, UV-Beständigkeit, Scheuerfestigkeit, Wasseraufnahme etc. Wichtiges Wissen, das ihm hilft, Wünsche der Kunden zu verstehen und in die Diskussion mit den Produktions- und Technikkollegen zu gehen. Wenn die beste Lösung gefunden ist, überlegt sich Gottesmann, ob es noch weitere Einsatzmöglichkeiten dafür gibt, die er in seinem Bereich anbieten kann. So entwickeln er und seine Kollegen der anderen Bereiche die Produkte oder Ein-satzzwecke ständig weiter. Derzeit beschäftigt sich LIROS mit Projekten, die zum Ziel haben, Drahtseile durch Faserseil-lösungen zu ersetzen.
Es gibt immer Neues bei LIROS. Bei Frank Gottesmann auch: Er ist auf dem Weg, im Bereich Marketing und Vertrieb neue Aufgaben zu übernehmen – über den Flightsport hinaus. Dazu gehört die Weiterentwicklung von Onlineshops, das Kommunizieren der Nachhaltigkeitsaktivitäten von LIROS und das Führen von immer mehr Mitarbeitern. „Langweilig wird es mir nie“, sagt er schmunzelnd. Der Opa wäre mit Sicherheit stolz auf seinen Enkel.