Schon seit Jahrhunderten schmücken die Wunsiedler für ihr Brunnenfest die über dreißig Brunnen der Stadt. Über den Ursprung des Festes gibt es verschiedene Geschichten – die historische Variante sagt, die Röhrenbrunnen der Stadt hätten eines Tages abgeschafft werden sollen, wogegen sich die Stadtbewohner erfolgreich wehrten. Die Sage sagt, die Wunsiedler hätten nach einer langen Trockenheit und versiegenden Brunnen die Rückkehr des Wassers zelebriert, indem sie die Brunnen mit Blumenkränzen schmückten. So oder so – Wunsiedel ist bis heute „Stadt der Brunnen“ und feiert seine zahlreichen Wasserspender immer am Wochenende vor Johanni. Wurden die Brunnen früher ausschließlich mit Blumen und Kränzen geschmückt, sind heute der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Jeder Verein und jede Schule setzt ein Thema um, mal extravagant, mal klassisch. Mancher Brunnen hat eine tiefergehende Botschaft, protestiert etwa gegen die Verschmutzung der Weltmeere, andere sind mit Tierfiguren, Bannern, Sprüchen, Blättern und Ranken oder in Vereinsfarben geschmückt. Für zwei Tage wird die Stadt zum Dorf, in dem jeder jeden kennt. Kleine Gassen und Plätze werden zum Schauplatz von Geselligkeit und unbeschwerter Feierlaune und zum Ort des gemeinsamen Essens und Trinkens. Ortsansässige Musiker präsentieren ihr Können auf kleinen Bühnen, in Kneipen und Gaststätten oder ziehen von Brunnen zu Brunnen. Wenn Restaurantbesitzer Tische und Stühle auf die Straßen tragen, Besucher aus allen Himmelsrichtungen in die Stadt strömen und Menschen über Brunnen diskutieren – dann ist in Wunsiedel Brunnenfest.
Text: Lena Bösel, Foto: Stadt Wunsiedel